«Wir versprechen uns eine höhere Sicherheit, wenn der Durchgangsverkehr aus unserem Quartier verbannt wird und durch den Rheintunnel geleitet wird», sagt Hans-Peter Ebneter, Vorstandsmitglied Neutraler Quartierverein Oberes Kleinbasel. Er erklärt im Interview, welche sonstigen Vorteile das Jahrhundertprojekt für das Obere Kleinbasel bringt.
Herr Ebneter, was macht für Sie das Obere Kleinbasel aus?
Das Obere Kleinbasel ist ein Quartierverbund mit gesunder Durchmischung. Die Meinungen über Lebensqualität und Sicherheit für die Quartierbewohner sind vielfältig – das macht unseren Verbund interessant. Das Obere Kleinbasel hat viele Grünanlagen und profitiert von der Nähe des Rheins.
Die Überlastung der Osttangente führt täglich zu Stau und Ausweichverkehr. Wie wirkt sich dies auf das Obere Kleinbasel aus? Kann der Rheintunnel zu mehr Lebensqualität führen?
Die Osttangente ist eine beliebte Möglichkeit, vom Grossbasel ins Kleinbasel zu kommen. Der Rheintunnel soll die nationalen Verkehrsströme von den kantonalen trennen. Die Wettsteinbrücke wird besser durch die Osttangente von Baslerinnen und Baslern entlastet, die ins nahe Ausland (D und F) fahren. «Lebensqualität» ist ein beliebtes Schlagwort und jeder deutet es anders, aber für mich tragen weniger Lärm und weniger Verkehr schon zur Lebensqualität bei.
Für den Durchgangsverkehr gibt es heute keine angemessene Alternative zur Osttangente, es besteht also keine sogenannte Redundanz. Welchen Effekt erwarten Sie in diesem Kontext vom Rheintunnel?
Unfälle auf der jetzigen Osttangente/Durchgangsautobahn und im Wettsteinquartier/Wettsteinplatz führten in der Vergangenheit zum Verkehrskollaps. Durch die Trennung der Verkehrsströme dank des Rheintunnels kann das Risiko dazu reduziert werden.
Wie ist der ÖV im Oberen Kleinbasel vom Ausweichverkehr tangiert?
Anders als im Quartier Breite-Lehenmatt, wo der Ausweichverkehr vor allem in den Stosszeiten vorherrscht, kommt es im Quartier Oberes Kleinbasel verteilt über den gesamten Tag zu Durchgangsverkehr. Dies ist eine konstante Belastung für die Bevölkerung.
Sie setzen sich vehement für den Rheintunnel ein. Was ist Ihre persönliche Motivation zum Engagement?
Meine Motivation ist die Meinung der Quartierbewohnenden, die in Umfragen zu verstehen gaben, dass sie kein autofreies Quartier wollen, aber auch keine Zunahme des Verkehrs. Es zeigt sich, dass dieselben Gruppierungen für ein autofreies Quartier sind, welche auch gegen den Rheintunnel und die Osttangente sind. Das passt nicht zusammen, da beide, Rheintunnel und verbleibende Osttangente, das Quartier auch bei zunehmendem Verkehr auf den Nationalstrassen nicht weiter belasten werden.
Was halten Sie vom Argument, dass der Rheintunnel mehr Verkehr für die Quartiere bedeutet?
Gesamthaft gesehen wird es so oder so mehr Verkehr geben – rein aufgrund der wachsenden Bevölkerung und Wirtschaft. Auf den nationalen Durchgangsverkehr hat Basel keinen Einfluss. Der Rheintunnel trennt aber den nationalen vom kantonalen Verkehr besser, solange die Osttangente bestehen bleibt.
Rund 80 Prozent des Schwerverkehrs soll mit dem Rheintunnel unter der Erde verschwinden. Erhoffen Sie sich davon weniger Lärm und mehr Sicherheit für die Bewohnerinnen und Bewohner des Oberen Kleinbasel?
Verkehr der unterirdisch verlagert wird, bringt immer einen Rückgang an «Lärm». Wir versprechen uns zudem eine höhere Sicherheit, wenn der Durchgangsverkehr aus unserem Quartier verbannt wird und durch den Rheintunnel geleitet wird. Allerdings wird das Schlagwort «Sicherheit» zunehmend inflationär benützt. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, auch nicht beim ÖV und Veloverkehr. Das ist aber nicht nur im Oberen Kleinbasel so.
Bauprojekte sind immer auch mit Einschränkungen und Lärm verbunden. Wie sehen Sie der Bauzeit entgegen?
Der Bau der Nordtangente hat um die 10 Jahre gedauert. Die damit verbundene Kanalisierung des Verkehrs von Süden nach Norden führte in den tangierten Quartieren zu einer enormen Entlastung. Daher brauchen wir den Rheintunnel in Zukunft schlichtweg. Der Bau des Rheintunnels macht Basel nicht zu einem «Baustellenkanton» – er ist es bereits.
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